Du oder Ich

Im Dialog zeigen sich die Muster, mit denen wir der Umwelt begegnen. Besonders im musikalischen Dialog, der als Gesprächsform ohne Worte auskommt, tauchen Strategien in unverfälschterer Form auf, als wenn sie mit wortgewandtem Ideenreichtum kaschiert werden.

Spieldiee
Die einfachste Form ist die Bildung von 2 Gruppen, die nicht gleichzeitig spielen dürfen. Die Anzahl der Gruppen lässt sich beliebig vergrößern oder verkleinern, ich passe sie in der Regel der jeweiligen Spielidee an.
Alternativ habe ich folgende Gruppenkonstellationen ausprobiert:
– Thema Emotionen: Nach Eggman (?) werden 7 Basisemotionen unterschieden, wovon 4 musikalisch gespielt und deutlich erkannt werden können: Ärger, Freude, Angst, Traurigkeit.
– Thema musikalische Parameter: Es bietet sich an, musikalische Kontraste zu bilden: Laut, leise, schnell, langsam, passend auch zur persönlichen Verfassung der Einzelnen.
– Thema Instrumentengruppen: In den Musiktherapie-Stunden werden von den Teilnehmern häufig bestimmte Gruppierungen vorgenommen: Rhythmus (Trommeln), Melodie (Stabspiele), Klang (Monochord, Gong, Klangschale, etc.), Geräusch (Effektinstrumente -wie Naturklänge, Rasseln, etc.). F. Hegi würde hier noch die Komponenten Dynamik und Form hinzufügen, das für mich die 4 Gruppen durchdringt.
– Thema Bands: Die Teilnehmer ordnen sich entsprechend bestimmter Attribute einer Gruppe / Band zu, so dass jede Gruppe Beispielsweise aus einem Melodie, einem Rhythmus, einem Klang und einem Effekt-Instrument besteht. Im Zusammenklang entstehen so Gruppen mit gleich starken Voraussetzungen.
– Thema Zugehörigkeit: Noch nicht ausprobiert, weil für die Teilnehmer häufig zu bedrohlich (da es die Gruppenzusammengehörigkeit in Frage stellen könnte), aber sicherlich interessant ist eine Zuordnung nach Zugehörigkeit, sei es          nach Alter (Jugend gegen Alte), nach Geschlecht, nach Freundschaften (wer gehört zu wem?) oder nach Vorlieben / Abneigungen, auch außermusikalischer Art (wer mag welche Farbe?).

Im Spiel ist vorrangig der Wechsel zwischen den Gruppen interessant. Gibt es eine freundliche Übergabe, eine Art Aufforderung der einen Gruppe an die andere zu spielen? Nimmt die andere Gruppe diese Aufforderung an?
Gibt es eine feindliche Übernahme? Wie schaut diese aus? In Form einer dominanten lauten, alles übertönenden Attacke? Oder (und viel spannender) in Form einer leisen, die lauten Töne ausbremsenden Art, die alles freie Ausleben unterdrückt?
Gibt es Pausen zwischen den Teilen? Lässt jede Gruppe einander ausspielen? Spielt sich eine Gruppe so lange aus, bis sie dankbar dafür ist, dass eine andere Gruppe anfängt und sie „rettet“?
Und was bedeuten diese Formen des Übergangs für die jeweiligen Repräsentationen (ex. Emotionen)? Welche Parallelen tun sich für die Teilnehmer auf?

Spannend finde ich persönlich die Möglichkeit, vielleicht als Spielvariante, dass die Teilnehmer nicht fixiert sind auf eine bestimmte  Gruppe, sondern die Möglichkeit haben, dem eigenen Impuls zu folgen und zu spielen, wenn sie sich in einer Gruppe wiederfinden.

Zuletzt möchte ich das Augenmerk noch auf die Verteilung der Instrumente im Raum richten, die die Bewegung der Teilnehmer in diesem Spiel stark beeinflussen.
Grundsätzlich bevorzuge ich einen Raum, in dem die Instrumente nicht im Vordergrund stehen, eher einen Raum, der die Möglichkeit für Vieles bietet, sei es Bewegungsangebote, sei es Gesprächsgruppen, sei es eben auch Musiktherapie. So haben die Teilnehmer einer Musiktherapie-Gruppe freie Entfaltungswahl und auch ich als Therapeut bin nicht von vornherein festgelegt auf ein bestimmtes Ziel, das m.E. in der Therapie dialogisch mit dem Patienten bestimmt werden soll.
In dieser Konstellation, wie sie es o.g. Spielidee vorgibt, liegt es auf der Hand, die verschiedenen Gruppen verschiedenen Ecken eines Raums zuzuordnen, wobei die Teilnehmer sich entweder in der Mitte des Raumes befinden oder aber sich bereits den einzelnen Gruppen zuordnen. Nachteil davon, sich direkt zuzuordnen ist die immer wieder auftauchende Unflexibilität der Teilnehmer, die Impulse, die jeweilige Gruppe zu wechseln, auch tatsächlich umzusetzen.
Anders ist es, wenn die Instrumente in der Mitte liegen und die Gruppe sich die jeweiligen Instrumente holen muss. Dann sind die Teilnehmer grundsätzlich in Bewegung und können sich so leichter verschiedenen Gruppen zuordnen.
Allerdings muss hier von vornherein geklärt werden, in welcher Weise die bestimmten Gruppen verknüpft sind – sei es über die Instrumente oder über den Ort der Instrumente (wo sie gespielt werden), was erfahrungsgemäß nicht immer gelingt.

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